
Bleib: ein Trauerslam
Wenn mein Herz in tausend Stücke springt
Bleib hier
Wenn der Himmel nur noch Tränen singt
Bleib hier
Wenn mein Herz in tausend Stücke springt
Bleib hier
Wenn der Himmel nur noch Tränen singt
Bleib hier
Ganz am Ende einer kirchlichen Trauerfeier und Beerdigung für ein verstorbenes Baby segnet die Pfarrperson das Kind: Worte für seinen letzten Weg hier auf der Erde von der Trauerhalle oder Friedhofskapelle zum Grab. Was dabei genau passiert, erfährt du in diesem Beitrag.
Wegen Felix bin ich heute Teil der Statistik:
im Jahr 2015, im Felix-Jahr, wurden in Deutschland 2787 Babys tot (mit einem Gewicht von über 500g oder ab der 24. Schwangerschaftswoche) geboren (178 waren es allein in Berlin). Felix war mit einem Alter von 38+6 Schwangerschaftswochen eines von diesen Kindern.
Doch die meisten Dinge bleiben unsichtbar. Sie passen in keine Statistik.
Es tue weh, sagte sie. Sie wolle nicht deren Schwangerschaft. Sie wolle auch nicht deren Kinder. Sie wolle ihr Kind zurück. Aber es tue weh zu sehen, was die anderen haben. Und sie niemals haben werde. Nicht mit diesem Kind, das sie so sehr vermisste.
Es gibt Tage, da bin ich nur mit loslassen beschäftigt.
Langsam die zur Faust geballten Hände lockern.
Ein wenig gerade werden, gen Himmel.
Erdung spüren.
Schultern fallen lassen.
Hände öffnen.
Der Tod meines Kindes ist in jeden Bereich meines Lebens und Herzens vorgedrungen, bis in die hintersten und verborgensten Winkel hinein. Dort hat er alles umgestoßen und im unaufhörlichen Takt durcheinander gebracht. Mein sorgsam und geduldig über die Jahre meines Lebens zusammengesetztes Kartenhaus wehte einfach um. Und als bestünden seine Karten nicht aus robuster Pappe, sondern aus feinem Glas oder Porzellan, zerfiel das Gebilde in seine Einzelteile und zerbrach in tausend Stücke. In dieser Zeit brauchte ich Menschen, die für – damit meiner ich: an meiner statt – glaubten und die sich in dem, woran sie glaubten, sicher waren.
„Heute,
heute will ich mit meinem Herzen
an dich denken, Kleines.“
Ein Gebet wie ein Brief an ein verstorbenes Kind zum Abschied und zur Erinnerung. Von Pfarrerin Bettina Schlauraff
Ein Verlust in der Schwangerschaft oder rund um die Geburt ist für die meisten betroffenen Eltern ein traumatisches Erlebnis. Der Körper speichert es entsprechend: um sich selbst strategisch zu schützen legt das Gehirn die Ereignisse in die „Hauptsache überleben“- Fächer ab. Sie können nicht gut oder gar nicht verarbeitet werden und bestimmte Regionen im Gehirn, die z. B. für Kreativität zuständig sind, werden mit „Überleben“ und „Notfall“ besetzt – denn genau hier ist jetzt alle Kreativität gefordert.
Auf der Suche nach einer Alternative zum klassischen Erdwurf bei der Bestattung der kleinen Vaiana entwickelt Pfarrerin Annecke Ihlenfeldt gemeinsam mit den trauernden Eltern ein Abschiedsritual mit Goldstaub
Dieser eine Moment, in dem die Welt still steht – weil du weißt, es ist wahr: dein Kind lebt nicht mehr.
Es ist nicht meine erste Schwangerschaft, diese jetzt mit Noa. Und auch nicht meine erste Komplikation. Einige Schwangerschaften sind schon vor der zwölften Schwangerschaftswoche unglücklich geendet. Damit es diesmal gut geht, hatte ich eine OP. Doch jetzt habe ich eine Infektion. Und Wehen. Diese scheiss Wehen. Schließlich kommt meine Ärztin, blickt mir in die Augen und sagt: „Es tut mir so leid, Ihr Kind muss jetzt geboren werden. Wir bekommen die Infektion nicht in den Griff.“
Was wir beerdigt haben (und was nicht).
#1
Die Naivität und ungetrübte Freude einer ersten Schwangerschaft.
Den Begriff „guter Hoffnung sein“.
Vor fast 9 Jahren starb unser Sohn Felix. Ich war schwanger in der 39. Woche. 2 Tage vor seinem Tod träumte ich, dass ich mein Kind tot zur Welt bringen würde. Die gesamte Schwangerschaft hindurch hatte ich befürchtet, dass etwas nicht stimmt. Ein Gefühl zwischen Angst und Ahnung.
Mein Kind war gestorben. Und jetzt stand die Beerdigung an. Eigentlich sollte ich jetzt viel Zeit im Bett verbringen, mit meinem Baby kuscheln, stillen, ausruhen, wickeln, müde und glücklich sein.
Als unser Kind Felix starb und ich buchstäblich am Boden war, da waren viele Menschen schnell dabei, mir aufhelfen zu wollen. Doch was mir am meisten half und mich Stück für Stück durch meinen Schmerz hindurchtröstete, anstatt darüber hinweg, waren all diejenigen, die einfach blieben, während ich weder aufstehen wollte noch konnte.
was uns im ersten jahr geholfen hat
hinsehen
beistehen
mitgehen
Für die Abschiedsfeier von Leon haben seine Eltern einen Brief an ihr Kind geschrieben und so ihrer tiefen Liebe und Verbindung zu ihm Raum gegeben. Wir sind zutiefst dankbar, dass wir ihre berührenden Worte hier teilen dürfen.