Wenn ein Baby im eigenen Umfeld stirbt, ist es manchmal schwer, die richtigen Worte zu finden. 

Warum einige gut gemeinte Sätze jetzt unpassend sind:

Sätze, die wir alle schon einmal gehört oder gesagt haben

„Du musst lernen, loszulassen“

„Es war ja noch so früh, dann ist es sicher nicht so schlimm“

„Du hast schon Schlimmeres geschafft!“

„Das Leben muss doch jetzt auch mal wieder weiter gehen!“

„Gott wird sich schon was dabei gedacht haben“

„Das hat sicher einen Sinn, dass du das jetzt gerade erlebst!

„Irgendwann muss es auch gut sein. Du wirst sehen: die Zeit heilt alle Wunden!“

Hast du diese Sätze so oder so ähnlich schon einmal gehört oder gesagt? Meist sind sie gut gemeint. Wenn ich so etwas sage, dann will ich auch mir selbst etwas Gutes tun – denn mit der Trauer einer anderen Person konfrontiert zu sein, kann sich unangenehm anfühlen und verunsichern. Sie sind der Versuch, eine Brücke über das ofenkundige Leid zu schlagen, hin zu angenehmeren Gefühlen. Doch leider hilft es weder Trauernden, noch unserer Gesellschaft, wenn wir über Trauer einfach hinweggehen, nur weil sie sich erstmal ungewohnt oder unangenehm anfühlt.

Leicht gesagt und schwer verdaulich

Deshalb sind sie zwar gut gemeint, aber für betroffene Eltern oft schwer verdaulich – dieses Sätze, die trösten das Schlimme etwas weniger schlimm machen oder bei Seite schaffen wollen. Sie gehen vorschnell darüber hinweg, dass Trauer sehr individuell erlebt wird: sie lässt sich nicht einfach so wegwischen, wie Tränen mit einem Taschentuch.

Echter Trost hilft nicht über den Verlust des Kindes hinweg, sondern im besten Fall durch den Schmerz hindurch. Meist dauert dieses Hindurch allerdings eine ganz schön lange Zeit, da gibt es nämlich keine Abkürzung, wie meine Freundin Elli sagt.

Wem möchte ich mit einem solchen Satz etwas sagen – der betroffenen Person oder mir selbst?

Soll ich also lieber gar nichts sagen, wenn ein Kind gerstorben ist? 

Wenn du überlegst, wie du auf den Verlust eines Kindes im Freundes-, Bekannten,- oder Verwandtenkreis reagieren kannst, dann hilft es, einen Moment anzuhalten und dich zu fragen:

Willst du mit deinen Worten ganz bei der betroffenen Person sein und ihrer Trauer Platz schenken? Oder bist du gerade eigentlich bei dir selbst und stellst dir vor, wie du dich wohl fühlen würdest, wenn du selbst ein Kind verloren hättest? Das ist völlig legitim und so etwas wie ein Versuch der Seele, sich vor dem eigenen Schmerz oder dem des Gegenübers zu schützen. Aber es ist dann eben auch keine Empathie, sondern eine Übertragung deiner eigenen Vorstellungen, Fragen und Antworten auf die trauernde Person. Also Hand aufs Herz und ehrlich hingeschaut. 

Was hilft

Wenn du dir diesen kleinen Moment Zeit genommen hast, darüber nachzudenken, „dann kannst du ganz zart auf die Suche gehen, was du sagen oder tun könntest“ (@taraherzlicht). Manchmal reicht ein: „Ich finde so schrecklich, was euch passiert ist, ich habe keine Worte dafür.“ Das kann Verbindung schaffen. Es hilft, wenn du da bist und konkret fragst: was brauchst du heute? Wenn du ganz konkrete Angebote machst. Oder eine Blume, ein Essen oder ein ehrliches „Ich weiß nicht was ich sagen soll“ anbietest.

Trauer, in allem Schmerz und allem Trost, ist immer individuell. Betroffene Eltern wissen selbst am besten, was ihnen hilft und was sie brauchen. Trau dich darum ruhig, danach zu fragen. Akzeptiere aber auch ein „nein, heute nicht“. Denk auch daran: eine trauernde Person ist nicht dafür verantwortlich, für dich zu sorgen. Dafür, dass du dich nicht schlecht oder betroffen fühlst und auch nicht dafür, dass du tröstende Worte findest. Sei sensibel und achte auf dich und dein Gegenüber. Und wenn du das Gefühl hast, etwas Unpassendes gesagt oder getan zu haben, dann sprich es ruhig an. Denn auch das schafft Nähe und Verbindung und kann letztlich tröstend sein.

© Andrea Kuhla